Den ersten Text beißen die Hunde.

Mein erster Text als bezahlter Texter entsteht Mitte 1999 für den Start des BMW 740d. Damals gibt es noch einen „BMW driver circle“ – ein geschlossenes Forum für BMW 7er Fahrer. Ich schreibe einen Artikel über den 245 PS starken 3,9-Liter-V8-Biturbo-Dieselmotor und Common-Rail-Direkteinspritzung. Mein erstes und nicht letztes Loblied auf einen Verbrenner. Mea culpa.

Danach kommen Neuwagen-Launches, Lifecycle-Updates, Relaunches, Etat-Verteidigungen, Roll-outs, der Start von Social Media, der Aufstieg und Fall von Second Life … jede Menge kleine und große Projekte und künstliche Aufregung. Rückblickend ist keines von ihnen einzigartig, aber in jedem steckt einzigartiges. Meistens sind es die Menschen, mit denen ich arbeiten dürfte.

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Ein komischer Vogel namens Nostalgie.

Nostalgisch auf digitale Werbung blicken, die längst dem Großen Bitfresser zum Opfer gefallen ist. Das ist, als würde man nach jedem großen Geschäft vor der Kloschüssel stehen und „Der gute Kamerad“ auf der Trompete spielen. Die Details einzelner Arbeiten sind ohnehin selten spannend. Viel spannender ist die ständige Mutation der Arbeit auf der digitalen Zeitachse. Zuerst waren es handgemachte Teaser für Seiten, die aussahen wie Windows 95. Jeder Teaser und jede Seite, die live ging, wurde Ende der 90er bis zum Abwinken mit Bier begossen. Als Flash kam, machten wir große Augen. Eine Website namens Facebook ging online. DAUs wurden zu Influencern. HTML5 haute uns aus den Socken. Content wird jetzt künstlich erzeugt. Und wenn sie nicht gestorben sind, … tja, mal sehen, was noch kommt. In diesem Job geht es nicht um Projekte. Es geht auch nicht um Awards, selbst wenn viele ganze Karrieren darauf aufgebaut haben. Es geht um den Wandel und um die Erfahrung, die man gewinnt, wenn man darüber nachdenkt. Und natürlich geht’s am Ende doch nur um Miete, Essen und die nötigen Tribute.

Automotive als Antrieb.

Jedes Projekt fragt nach neuen Fähigkeiten. Storyboards, Musikauswahl, 3D-Rendering, Datei-Komprimierung, der richtige Codec, akzeptable Ladezeiten, SEO, Colour Grading, Post Produktion, responsive UX/UI, Cutdowns für Social … das und viel mehr machte ich nicht alles selber, habe es aber begleitet, ergänzt oder mit entschieden. Aus der Vielfalt der Arbeiten entstanden die Fähigkeiten. Und manchmal auch seltsame Videos, in denen das Auto nicht gezeigt werden durfte.

Ein Kapitel für sich: der Konfigurator.

Der Konfigurator ist zentrales Element einer Auto-Website. Der von BMW sollte vor allem Spaß machen. Bei einer Baubarkeitsprüfung mit über einer Million Variablen kein leichtes Unterfangen. Allein die Logik der automatisierten Antworten hat und Wochen und Nerven gekostet. Unmengen 3D Material, damals neuartige Funktionen wie ein Slider zum direkten Vergleich der Leder und Polster oder der Nachtmodus, um Beleuchtung und Lackierung zu inszenieren, kamen zum Einsatz. Immer im Nacken: die Ladezeit.